Die Feindin by Millar Margaret

Die Feindin by Millar Margaret

Autor:Millar, Margaret [Millar, Margaret]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalliteratur
ISBN: 9783257604689
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


15

Charlie hatte die halbe Nacht wach gelegen und Pläne für den folgenden Tag gemacht, wie er seine Mittagsstunde verbringen und wo er gleich nach der Arbeit hinwollte. Aber kurz vor zwölf Uhr telefonierte Louise und lud ihn ein, sich zum Lunch mit ihr zu treffen; und um fünf Uhr nachmittags bat ihn sein Chef, Mr. Warner, doch in seinem Auftrag noch eilig ein Paket im Forsthaus abzuliefern, das fünfzehn Kilometer weit in den Bergen lag. Beide Bitten hätte er nicht ohne einen triftigen Grund ablehnen können. Sein [198] einziger Grund hätte Louise beunruhigt und seinen Chef sonderbar berührt; nur Charlie fand ihn durchaus verständlich: Er musste ein kleines Mädchen namens Jessie finden und es warnen, ihm keine Streiche mehr zu spielen, weil das sehr unartig war.

Bis er wieder bei der Stadtgrenze ankam, war es sechs Uhr geworden. So schnell er konnte, fuhr er zum Schulareal, ohne jedoch zu riskieren, von der Polizei angehalten zu werden. Schon der bloße Anblick eines Streifenwagens hätte ihn wahrscheinlich zu Ben nach Hause getrieben, aber er sah keinen.

Der Parkplatz hinter der Schule, der sonst um diese Zeit leer war, beherbergte noch ein halbes Dutzend Wagen. Charlies erster Gedanke war, dass Jessie von neuem gefallen sein könnte, sich ernstlich verletzt hatte und lange Zeit im Krankenhaus zubringen musste. Im Krankenhaus mit den vielen Ärzten und Pflegerinnen um sie herum wäre sie sicher; kein Fremder dürfte zu ihr. Jeder Fremde würde bei der Tür aufgehalten und davongejagt werden. Seine Gefühle schwankten zwischen Erleichterung und Verzweiflung hin und her. Sie überfielen ihn wie kalte und heiße Winde aus Gegenden, in denen er noch nie gewesen war.

Dann fuhr er zur einen Seite des Schulgebäudes herum und sah dort, dass es keinen Unfall gegeben hatte. Eine Gruppe älterer Knaben spielte Baseball, und einige Zuschauer verfolgten das Spiel, unter ihnen ein Mann und eine Frau, die sich wie Eltern benahmen. Kleinere Kinder waren nicht zu sehen.

Charlie lenkte den Wagen an den Straßenrand und stellte die Zündung ab. Eigentlich hatte er jetzt gar keinen Grund [199] mehr, stehen zu bleiben, nachdem Jessie nicht da war. Aber er hatte auch keinen Grund, nach Hause zu fahren. Er hatte Ben vom Geschäft aus angerufen und ihm gesagt, dass er für seinen Chef etwas erledigen müsse, und er solle ihn nicht vor sieben, oder sogar erst später, zurückerwarten. Ben war zwar zuerst misstrauisch gewesen, aber die Worte ›Extralieferung‹ und ›Forsthaus‹ schienen ihn nicht nur zu überzeugen, dass Charlie die Wahrheit sagte, sondern auch zu freuen, dass ihm sein Chef schon so viel Vertrauen schenkte, ihm einen wichtigen Auftrag zu übertragen.

Charlie schaute dem Spiel ein paar Minuten ohne Interesse und besondere Aufmerksamkeit zu. Dann aber kam einer der Spieler, den er bis dahin gar nicht bemerkt hatte, zum Schlagen, ein Junge von ungefähr sechzehn Jahren, groß und dünn wie ein Besenstiel. Selbst in dieser Entfernung kam seine Keckheit in jeder seiner Bewegungen zum Ausdruck. Er klopfte den Sand zwischen den Nägeln an seinen Sohlen heraus, nahm den ihm zugeschleuderten Ball an, jagte ihn mit dem Schlagholz



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